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SPD Arnstadt

We don't fight for flowers!

Gleichstellung

„Eigentlich nervt mich der Frauentag,“ erklärt Kathrin Reinhardt, stellvertretende Vorsitzende der Jusos Ilm-Kreis. „Ich will keine Blumen und Pralinen als Entschuldigung dafür, dass Frauen statistisch betrachtet immer noch weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, weiterhin den Großteil der Care-Arbeit alleine schultern müssen und wenn sie das Opfer sexualisierter Gewalt werden, noch mit Vorwürfen konfrontiert werden, dass ihre Kleidung zu aufreizend oder der Heimweg zu gefährlich war.“

Der diesjährige Frauentag erinnert an die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren. Und diese 100 Jahre, in denen wir mitbestimmen können, wer sich für unsere Interessen einsetzt, hätten doch nun wirklich reichen sollen, um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen. In der Zwischenzeit sind Menschen zum Mond geflogen und Autos können ganz alleine fahren. Und wir? Wir müssen unsere Väter oder Ehemänner seit 1977 nicht mehr um Erlaubnis fragen, wenn wir arbeiten wollen. Wir haben erreicht, dass Vergewaltigung in der Ehe seit 1997 strafbar ist. Wir haben eine Frauenquote, die gerade einmal bei knapp 100 Unternehmen greift. Und mit jedem Frauentag bekommen wir wieder das Versprechen, dass endlich mehr getan werden muss.

Und leichter wird der Kampf für echte Gleichstellung wohl so schnell nicht werden: Seit vergangenen September sitzt erstmals seit 1945 wieder eine rechts-konservative Partei im Bundestag. Eine Partei, die Frauen, die sich scheiden lassen, gern den Unterhaltsanspuch  streichen möchte und von der Erwerbstätigkeit von Frauen generell wenig hält. Und genau die bestimmt die öffentliche Wahrnehmung, weil sie immer am lautesten schreit. Indem sie Migranten jegliches Verständnis für die Gleichstellung von Frauen abspricht und selbst mit so manchem Gesetzesentwurf und Debattenbeitrag gegen genau diese Gleichstellung arbeitet. Indem sie benachteiligte Gruppen gegeneinander ausspielt. Indem sie Gesetzentwürfe, die den richtigen Weg immerhin ein Stückchen weiter geht, ins Lächerliche zieht.
 
Und überhaupt müssen wir uns ja nur genug anstrengend, um alles erreichen zu können. Aber mal ehrlich: Wie viel mehr denn noch? Mädchen bekommen bessere Zensuren in der Schule und junge Frauen schließen Studium oder Ausbildung mit besseren Noten ab. Und trotzdem nimmt mit zunehmender Stufe auf der Karriereleiter der Anteil an Frauen ab. Nicht nur in der Wirtschaft, auch in der Wissenschaft. Selbst in Fachbereichen mit einem hohen Frauenanteil unter den Studierenden haben mehrheitlich Männer Professuren inne. Warum also sollen sie mehr leisten als männliche Kollegen, um dieselben Aufstiegschancen bekommen? Meist noch zusätzlich zu Haushalt und Kind(ern)?
 
Und wenn dann eine Frauenquote eingeführt wird, die für Vorstände von knapp 100 Unternehmen einen Frauenanteil von 30% fordert, dann findet sich unter Garantie diese eine Frau, die erklärt, dass man das natürlich auch ohne schaffen kann. Und wir schauen ein bisschen traurig und strengen uns eben noch ein bisschen mehr an. Wir wollen ja keine Quotenfrau sein. Wir wollen für unsere Fähigkeiten anerkannt werden. Wir wollen es alleine schaffen. Hat schon mal jemand gefragt, wie viele unqualifizierte Männer in Führungspositionen sitzen, weil sie mit Papas Geschäftspartnern immer brav golfen gegangen sind oder nach dem Meeting noch mit den Chefs ein Bierchen trinken?
 
Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Menschen so sein können, wie sie wollen und nicht Geschlechtererwartungen entsprechen müssen. Wir brauchen toughe Mädchen, damit Jungen mal sensibel sein dürfen. Laute Mädchen, damit auch Jungen leise sein können. Mädchen, die  ganz selbstverständlich Ingenieurin werden, damit Jungen Erzieher werden können. Eltern, die ihren Töchtern nicht sagen „Mädchen machen sowas nicht.“ und ihren Söhnen, dass Indianer  keinen Schmerz kennen. Die ihren Söhnen die ersehnte Spielküche kaufen und ihren Töchtern das ferngesteuerte Auto. Die ihre Kinder so sein lassen, wie sie wollen und sie darin bestärken auch mal anders zu sein als die anderen.
 
Wir brauchen, Frauen die Vorbilder sind. Frauen, die andere Frauen fördern und nicht als Konkurrenz für die eigene Position betrachten. Frauen, die anderen Frauen unter die Arme greifen, damit sie nicht auch 150% geben müssen. Wir brauchen weibliche Solidarität!
 
Und wir brauchen Männer, für die es selbstverständlich ist Feministen zu sein. Wir brauchen Männer, die Frauen fördern und nicht als Konkurrenz betrachten. Männer, die Frauen unter die Arme greifen, damit sie nicht 150% geben müssen. Wir brauchen Solidarität!
 
Und leider brauchen wir immer noch eine Politik, die diese Förderung ermöglicht. „Damit wir einen Frauentag feiern können, der uns zeigt, dass wir es geschafft haben. Dass wir keine Quoten mehr brauchen. Dass gleiche Entlohnung endlich selbstverständlich ist. Dass wir es gemeinsam geschafft haben. Männer und Frauen. Dann nehme ich auch Blumen und Pralinen. Aber bis dahin habe ich lieber die Hände frei, um für diese Ziele zu kämpfen,“ so Reinhardt abschließend.
 
 

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